Migranten-Eltern-Netzwerk Wolfenbüttel feierte fünftes Jubiläum
Mit rund 70 Gästen aus Mitgliedern, Verwaltung und Politik feierte das Migranten-Eltern-Netzwerk Wolfenbüttel (MEN Wolfenbüttel) am 21. Februar 2024 sein fünfjähriges Jubiläum im Pavillon des Bildungszentrums Landkreis Wolfenbüttel (BIZ). Als Festrednerin sprach die niedersächsische Landtagsabgeordnete (MdL) Lena Nzume. Das MEN Wolfenbüttel wurde im Juni 2019 gegründet. Der Impuls zur Gründung kam aus der Stabsstelle Integration und Gesellschaft des BIZ. Im Netzwerk setzen sich Eltern für die Bildungschancen ihrer Kinder ein. Der Landkreis Wolfenbüttel fördert über sein Jugendamt das lokale MEN. Die Koordination des Netzwerks erfolgt über die Evangelische Familien-Bildungsstätte in Wolfenbüttel (efb). Neben Informationsständen und einer Tanzperformance wurde eine Kinderbetreuung für die anwesenden Eltern angeboten.
Mehrsprachigkeit als wichtiges Thema
„Gamarjoba!“, georgisch: Hallo! – so begrüßte Sozialdezernent Bernd Retzki das Publikum. So wie Retzki haben viele Familien, oder einzelne Familienmitglieder, einen Migrationshintergrund und so auch mehrere Sprachen, die in der Familie gesprochen werden. Das Thema Mehrsprachigkeit stand nicht ganz zufällig im Vordergrund: Es ist zum einen eines der zentralen Themen des MEN und zum anderen fand die Jubiläumsveranstaltung zum Tag der Muttersprache statt. „Sprache“, so der Sozialdezernent, „ist ein wichtiges Kulturgut. Wenn Sprache verloren geht, dann geht auch Kultur verloren.“ Daher sei das Netzwerk wichtig, um diese Vielfalt zu erhalten.
Beate Seusing, Projektleiterin des Vereins AMFN (Arbeitsgemeinschaft Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen) für die Migranten-Eltern-Netzwerke in Niedersachsen, betonte die große Unterstützung, die das lokale MEN erhält. Das habe das Netzwerk auch über die Pandemiejahre getragen. Viele Aktivitäten finden statt, etwa im Bereich Leseförderung. Mehrsprachigkeit sei ein Schatz, den es zu fördern gilt. Das sei im Bildungssystem aber noch nicht angekommen. Es werde etwa in scheinbar wichtige oder unwichtige Sprachen unterschieden. Spanisch oder Englisch werden als wertvoller als etwa Türkisch oder Ukrainisch angesehen. Daher werden Eltern ermutigt, auch die Erstsprache zu pflegen.
Vita Feldmane-Millere von der efb, die das MEN Wolfenbüttel betreut, betonte, dass die Muttersprache für die Menschen Identität, Geborgenheit und Verständnis bedeute. Egal welche Sprache es ist, sie habe stets einen Platz im Herzen der Menschen. Deutsch sei für neuzugewanderte Menschen die neue Heimatsprache, sie sei der Schlüssel für ein „Wir“-Verständnis und für gemeinsames Verstehen.
„Eltern wollen ihre Kinder unterstützen. Dafür ist die Anerkennung der Mehrsprachigkeit so wichtig. Es ist schön, so viele Verbündete hier zu sehen“, sagte Festrednerin MdL Lena Nzume. Deutschland sei eine Migrationsgesellschaft, aber Mehrsprachigkeit im Bildungswesen sei noch ausbaufähig. Von den etwa 6.700 Sprachen weltweit, werden 13 davon an den Schulen in Niedersachsen gelehrt. Es brauche mehrsprachige Lehrkräfte und ein Hinterfragen von Strukturen, die Integration behindern. Sie rief dazu auf, sich als Eltern mehr zu engagieren – in Schule, in Elternvertretungen, aber auch in der Politik.
Hintergrund
Im Migranten-Eltern-Netzwerk Wolfenbüttel lernen sich Eltern kennen und informieren sich und andere Eltern über Themen rund um Bildung und Erziehung. Neben internen Treffen organisieren sie auch Info-Veranstaltungen. Das MEN arbeitet mit Kindergärten und Schulen zusammen und erleichtert den Eltern den Zugang zu den Bildungseinrichtungen ihrer Kinder. Darum vernetzt sich das MEN Wolfenbüttel mit Kindergärten, Schulen, Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Bildungsträgern, der Verwaltung sowie mit der Politik der Region. Das MEN Wolfenbüttel wurde am 25. Juni 2019 im Orchestersaal der Landesmusikakademie Niedersachsen in Wolfenbüttel vor rund 100 Gästen gegründet.
Mehr Informationen: https://men-nds.de/wolfenbuettel
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