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Maskenthater zeigt starke Emotionen

Veröffentlicht am | von Frank Schildener
Was ist Glück? Für einen veschwindend kurzen Augenblick das tanzende Spiel einer Spieluhr. Das Maskentheater brachte ohne Worte und Mimik ganz viel Emotionen auf die Bühne. Foto: Frank Schildener

Berührend, emotional, aufwühlend, wunderbar, zeitlos. Das ist „Feste“, ein wortloses Märchen für Erwachsene. Gespielt wird es von der Familie Flötz. Das ist exzellentes Maskentheater, das im Lessingtheater für großen Beifall sorgt.

Das Personal des Festes könnte unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite ist da eine pompöse Hochzeitsfeier im Haus am Meer. Seine Bewohner: Eine melancholische Braut, der Bräutigam, Gäste des Festes, Koch, Kellner, ein herrischer Hausdiener mit Rückenproblemen, die Hausdame. Auf der anderen der Hinterhof der Strandvilla, in dem sich alles Leben abspielt und in dem das dienende Personal sein Zuhause hat. Der ebenso mürrische wie faule Hausmeister, der Hausdrachen, diverse Lieferanten – und eine schwangere Obdachlose. Mehr als ein dutzend Charaktere zaubert das Ensemble leichtfüßig auf die Bühne. Am Ende sind es lediglich drei Schauspieler, Andres Angulo, Johannes Stubenvoll und Thomas van Ouwerkerk, die unter der Regie von Michael Vogel sämtliche Rollen überzeugend spielen.

Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen aufeinander. Müllberge verursachender Wohlstand trifft auf prekäre Lebensverhältnisse. Das Spiel kommt dabei völlig ohne Mimik und Worte aus. Masken schreiben die Mimik unerbittlich fest, das Spiel aus pantomimischen Gesten und Bewegungen schweift zwischen materiellem Überschwang und prekärer Hoffnungslosigkeit. Die Figuren werden wunderbar gespielt. Da ist die melancholische Braut mit dem ewig suchenden Blick, die schwangere obdachlose Frau, deren beider Schwere von der Musik ins Publikum transportiert werden und ins Herz gehen.

Glück will zugelassen werden, man muss sich darauf einlassen. Die Figuren lassen sich darauf ein. Das Personal des Hinterhofs, zunächst gegeneinander agierend, prekär lebend im Gegensatz zu den Bewohnern das Hauses am Meer, wächst emotional zusammen, schenkt sich kleine Momente des Füreinanders. Eine Gefühlswelt, die von der Musik wirksam transportiert wird. Fröhlich beschwingt agiert das Piano in Glücksmomenten. Der Tanz das vom Schmerzrücken befreiten Hausdieners, der kurzfristig befreiende Augenblick, als die Obdachlose mit einer geschenkten Spieluhr mal langsam, dann immer schneller spielt, mögen als Beispiele genannt sein. Traurig und tränenrührig spielen Cello und Piano schwermütige Melodien. Dieser Soundtrack wird live auf der Bühne von Maraike Brüning am Piano und Benjamin Reber am Cello gespielt. Sie gesellen sich in einer kleinen Zugabe, dann ebenfalls maskiert, zum Ensemble. Dann gibt es es Wassermusik. Zum Abschluss spielen alle gemeinsam einen Song des Soundtracks auf wassergefüllten Weingläsern. Der große Schlussbeifall ist mehr als verdient.

Das Stück ist eine Gemeinschaftsproduktion der Familie Flötz, des Lessingtheaters, des Theaterhauses Stuttgart und des Theaters Duisburg. Es war an drei Tagen in Wolfenbüttel zu sehen.

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