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Sebastian Puffpaff serviert bitterböses Kabarett

Veröffentlicht am | von Frank Schildener
Sebastian Puffpaff zerlegte in der Lindenhalle scharfzüngig und mitunter bitterböse den Zustand unserer Gesellschaft. Foto: Frank Schildener

Der Mann braucht keine Kulisse. Ein paar Quadratmeter Bühne, ein schwarzer Anzug und ein mitunter bitterböses Programm halten der Gesellschaft Samstagabend in der Lindenhalle den Spiegel vor. Der Beifall ist groß.

Die Lindenhalle ist fast ausverkauft an diesem winterfrischen Samstagabend. Die Schlange der Wartenden reicht vor dem Konzert bis weit auf den Parkplatz. Die Erwartungen sind hoch und werden in dem gut zweistündigen Auftritt des Satirikers Sebastian Pufpaff nicht enttäuscht. Kaum jemand sonst versteht es, dermaßen scharfzüngig, hintersinnig, politisch unkorrekt und mit dem unwiderstehlichen Charme eines Lausbuben Vorurteile und Klischees in ihre Einzelteile zu zerlegen. „Wir machen uns heute Abend eine gemütliche Abend. Mal sehen, wo die Reise hingeht“, begrüßte er das Publikum.

Es kann sein, dass Sie auf dem Weg gehörig was abkriegen

Gleich zu Beginn wird klar, wohin diese Reise geht. „Ich bin weiß, hetero, habe Abitur und bin ein Mann. Das sind die vier Grundpfeiler des Erfolgs“, postuliert er und steigt in absurde Vergleiche ein, die dafür sorgen, dass das Publikum mitunter nicht weiß, ob es lachen oder ihm selbiges im Halse stecken bleiben solle. „Sorry, aber es kann sein, dass sie auf dem Weg gehörig was abkriegen“, heißt es in der Ankündigung seines Auftritts. Es sei ihm egal, dass die Schere zwischen arm und reich auseinandergehe, solange er auf der richtige Seite der Schere sitze. Dem weißen Heteromann auf der richtigen Seite der Schere gehe es gut, Menschen mit schlecht bezahlten Jobs seien selbst Schuld. Angriffslustig macht er sich über Tierschützer, Elektromobilität, Gleichberechtigung und vieles andere her, ereifert sich pointenreich, dass er zu vielen gesellschaftlichen Themen verarscht werde. Picken sie sich nur das heraus, was sie brauchen, dann sei das Leben wunderbar. Selektive Wahrnehmung helfe.

Ertrinkende Zweijährige sind nur eine Randnotiz

Dann ein Beispiel. Als in Spanien ein zweijähriger Junge in einem Loch gefangen war, habe die Presse breit darüber berichtet. Zur gleichen Zeit seien im Mittelmeer 14 Zweijährige über Bord gegangen und ertrunken. Das sei nur eine Randnotiz gewesen. Es ist diese Art der Vergleiche, mit welchen er den teilweise absurden Zustand der Gesellschaft genüßlich seziert. Das Publikum erlebt dabei eine Achterbahn der Gefühle. Charmant und bitterböse zugespitzt nimmt er den Zustand der Gesellschaft aufs Korn. Er habe Misshandlungsburnout, sagt er schließlich. Er wisse nicht, was er Frauen noch antun müsse, damit sie endlich auf die Straße gingen. Am Ende postuliert er, wir alle seien irrelevant, weil wir das Zusammenspiel von Handlung und Konsequenz nicht verstanden hätten. „Geben wir allen Kindern die gleiche Chance auf Bildung, machen wir aus jeder Schule eine Musterschule. Dann funktioniert das System“, fordert er unter dem großen Beifall des Publikums am Schluss.

Stichworte zu diesem Beitrag: Wolfenbüttel, Lindenhalle, Kabarett, Puffpaff

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