Es ist nicht sebstverständlich, dass wir heute Abend hier sind
Nun schon im dritten Jahr in Folge schenkt Michael Ha dem Hospizverein Wolfenbüttel ein Konzert. Diesmal gibt es Eintrittskarten, und die sind streng limitiert. Nach aktueller niedersächsischer Brandschutzverordnung sind für kulturelle Veranstaltungen in St. Trinitatis nur noch maximal 199 Menschen zulässig. Nachfrage und Möglichkeit passen nicht zusammen. So hört in den letzten Tagen manch einer: „Tut uns leid. Das Konzert ist leider schon ausverkauft.“
Lange vor dem angekündigten Einlass bildet sich eine Schlange vor der Kirche. Unter den Besuchern sind viele Fans, die Michael Ha und Pianist Burkhard Bauche möglichst nah sein möchten. Sogar das ist zu hören: Eine Dame wohnt am Chiemsee und ist eigens zu diesem Konzert angereist.
Mit einer launigen und sehr persönlichen Moderation führt der Sänger durch den Abend. Hintergründe zu Komponisten und Stücken lässt er angereichert mit eigenen Erfahrungen immer wieder einfließen. Für den Titel des Programms – „Freunde, das Leben ist lebenswert!“ – hat er sich nicht von ungefähr entschieden. Michael Ha schätzt das Leben – es ist ein Geschenk an uns – und er gibt dieser Haltung deutlich Ausdruck: „Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie heute Abend hier sind und wir gemeinsam in dieser wunderschönen Kirche Musik genießen können.“ Was ihm ein Freund bedeutet, erfährt das Publikum am Beispiel von Pianist Burkhard Bauche. „Wenn ich ihn beim Singen anschaue, weiß er sofort, was ich will oder was ich brauche. Wir verstehen uns – ganz ohne Worte.“ Diese feine, stille Harmonie der Künstler wird an vielen Stellen deutlich.
Michael Ha und Burkhard Bauche nehmen das Publikum einfühlsam mit – mal mit kraftvollen Klängen, dann mit zarten, leisen Tönen. Bei den Liedern aus den Filmoperetten der zwanziger Jahre entsteht mit inneren Bildern geradezu eine Filmatmosphäre. Kaum jemand, der nicht sogleich UFA-Bilder vor sich sieht. Dann wiederum fühlt man sich inmitten einer sakralen Handlung: Von der Orgelempore – und mit Orgelklang – hören die Menschen den innigen Vortrag des „Ave Maria“ – einmal in der Fassung von Friedrich Schubert und dann von Bach/Gounod – und ein sehr eindringliches „Ave verum corpus“.
Nun geht es in einem breiten Spektrum weiter: „Ich hoffe, dass ich die Gefühle des Komponisten mit meinem Gesang weitergeben kann.“ Damit kündigt Michael Ha „Maria“ aus der „West Side Story“ von Leonard Bernstein an. Mit geradezu jungenhafter Begeisterung gibt er den Gefühlen für Maria eine Stimme. An anderen Stellen bringt er Emotionen wie Verehrung und Liebe ebenso zum Ausdruck wie Verzweiflung und Resignation.
Pianist Burkhard Bauche beeindruckt nicht nur durch seine sensible Begleitung. Bei seinen Soli – einem der letzten Klavierstücke von Schubert und Mozarts Klaviersonate in F-Dur – überzeugt er mit einem intensiven musikalischen Vortrag. Seine Improvisation aus vier Publikumswünschen ist grandios – von „Barcarole“ über den „Hummelflug“ bis zu „Komm, lieber Mai“ und dem „Griechischen Wein“ von Udo Jürgens. Das Publikum ist beglückt. Bauche unterstreicht damit sein vielseitiges künstlerisches Talent. Gern möchte man noch mehr von ihm hören.
Die Besucher sind begeistert von den beiden Künstlern und ihrer feinen Harmonie. Nach Standing Ovations und zwei Zugaben klingt in allen, die die Kirche verlassen, die eine oder andere Melodie nach. Michael Ha und Burkhard Bauche haben mit ihrem Programm die Konzertbesucher unübersehbar erreicht und erfreut – und viele tief im Herzen berührt.
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