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„The Cast“ befreien die Oper

Veröffentlicht am | von Frank Schildener
Das Wolfenbütteler Publikum feierte "The Cast" für ihren ebenso virtuosen wie unterhaltsamen Auftritt im Lessingtheater. Foto: Frank Schildener

„The Cast – die Opernband“ sorgte Donnerstagabend für Begeisterungsstürme im Lessingtheater. Neben großartigem Belcantogesang sorgten jede Menge Humor, untertitelte Opernarien und laszives Räkeln auf dem Flügel für großartige Unterhaltung.

Wer mit der Erwartung strenger Regeln in die Opernvorstellung von „The Cast“ kam, wurde, gottseidank, zumindest in einer Hinsicht enttäuscht: Es gab sie nicht, die gewohnten Regeln. „The Cast“ befreien die Oper aus ihrem strengen Korsett und versehen sie mit einer Messerspitze Anarchie, jeder Menge „Pop“ und mischen das Ganze mit einer gehörigen Portion Humor. Launige Moderationen des internationalen siebenköpfigen Ensembles, flippige Kostümierungen und eigene Regeln sorgen für Anfang an für viel Spaß im Saal. Eigene Regeln? Es darf gefilmt, fotografiert, mitgeklatscht und ja, auch mitgesungen werden. Das klappt ab und an sogar. Jeder der Akteure stellt sich vor, erklärt, warum er jenes oder dieses Stück vorstellt, nimmt dabei seinen Akzent, seine Biografie oder anderes mit einem Augenzwinkern aufs Korn. Sympathische Lockerheit, freundlicher Humor, der zum Mitlachen animiert, das kommt an beim Publikum.

Stimmen von großartiger Wucht

Und dann sind da, natürlich, die Stimmen. Bei aller Lockerheit des Rahmens sind sie für jede Opernbühne gut. Klarer, wunderbarer Belcanto-Gesang, füllt mit sich großartig entfaltender Wucht den Raum mit Arien von Verdi, Puccini oder Mozart. Wenn Mezzo-Sopranistin Anne Byrne sich zu Carmen, der nach ihrer Moderation einzigen Mezzosopran-Rolle, die keine dumme Kuh oder alte Hexe darstelle, in einer comicähnlichen Pose lasziv-komisch auf dem Konzertflügel hinlümmelt und dabei ihre glasklare Stimme sich voll entfaltet, sorgt das für Beifallstürme und Gelächter gleichzeitig. Viele Stücke kennt der Zuschauer. Den Gefangenenchor von Nabuco oder „O mio babbino caro“ aus Puccinis Einakter Gianni Schicchi. Die Ensembleleistung ist über jeden Zweifel erhaben, ob im Duett oder alle zusammen: „The Cast“ verzaubern. Für die Operettenschmonzette „Dein ist mein ganzes Herz“ holt sich das Ensemble eine junge Frau auf die Bühne und besingt sie in bester Boybandgeste, nicht ohne dass Tenor Guillermo Valdes sich überraschend das T-Shirt zerreißt. An anderer Stelle versehen sie ein Stück mit Untertiteln. Dem italienischen Text werden launige Übersetzungen auf großen Tafeln zur Seite gestellt.

Die drei Frauen und drei Männer werden von einem wunderbaren Pianisten begleitet. Das reicht als Bett für die Sangeskünste des Ensembles, dass mit seiner unverkrampften Art, die großartigen Stücke aus Opern und Operetten, sicher auch viele Nicht-Klassik-Hörer dazu bringt, sich nach dem Konzertabend mit dem einen oder anderen Stück zu befassen. In Wolfenbüttel sorgte das Gesamtpaket am Ende für stehende Ovationen.

Stichworte zu diesem Beitrag: Wolfenbüttel, The Cast, Oper, Lessingtheater

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