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NS-Raubgut: Restitution an die Erbin von Valeriu Marcu

Veröffentlicht am | von Redaktion

Ein Band aus der Privatbibliothek des Schriftstellers wurde kürzlich von der Herzog August Bibliothek (HAB) an seine Tochter restituiert. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft sowie seiner politischen Aktivitäten war Marcu während der NS-Zeit Repressalien und Verfolgung ausgesetzt.

Die etwa 15.000 bis 20.000 Bände umfassende Privatbibliothek Valeriu Marcus fiel in mehreren Schritten dem Verfolgungsdruck durch die Nationalsozialisten zum Opfer. Valeriu Marcu bewegte sich seit seiner Jugend in kommunistischen Kreisen in Rumänien und der Schweiz. Seit 1920 lebte er in Berlin, wo er u. a. für Organe der bürgerlichen Linken wie die Weltbühne und das Berliner Tageblatt schrieb. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten traf er 1933 frühzeitig den Entschluss zur Emigration und ließ sich mit seiner ebenfalls jüdischen Ehefrau Eva Dorothea (geb. Gerson, 1907‒2004) in Südfrankreich nieder. Seine Sammlung wurde nach seiner Flucht zunächst durch die deutschen Behörden beschlagnahmt. Freunde Marcus erreichten im Herbst 1933 die Freigabe der Bibliothek, nach Aussagen Marcus fehlte jedoch gut ein Drittel der Bände.

Nach der militärischen Niederlage Frankreichs gegen das Deutsche Reich und der Etablierung des Vichy-Regimes sah sich das Ehepaar Marcu erneut Repressalien ausgesetzt. 1941 konnte Marcu schließlich für sich und seine Familie die Flucht in die USA erwirken. Bei der erzwungenen Emigration musste er seine verbliebene Bibliothek in Nizza zurücklassen. Valeriu Marcu starb am 4.12.1942 in New York. Was nach Marcus Tod und dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Sammlung geschah, konnte bislang nicht rekonstruiert werden.

Der in der HAB identifizierte Band aus seiner Privatbibliothek wurde 1987 im britischen Antiquariatshandel erworben und trägt neben dem Stempel Marcus zusätzlich einen Besitzvermerk in englischer Sprache aus dem Jahr 1964. Wie und wann er nach Großbritannien gelangte, ist nicht mehr festzustellen. Im Herbst 2024 wurde der Band nun von der HAB an Valeriu Marcus Tochter und Erbin restituiert.

Die Provenienz des Bandes wurde im Rahmen des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (Zentrum) geförderten Projekts „NS-Raubgut unter den antiquarischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek seit 1969“ recherchiert. Die systematische Erforschung der Bestände auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut wird im aktuell laufenden, ebenfalls Zentrums-geförderten Projekt „NS-Raubgut unter den Zugängen der Herzog August Bibliothek 1933–1969“ fortgesetzt.

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